WEIDEN ASPIRIN aus der Reihe: WALDAPOTHEKE – Die heilende Kraft des Waldes

Inhaltsverzeichnis
  • 1. Was macht die Weide aus?
  • 2. Die Weide – ein Unholz?
  • 3. Lässt sich mit Weide heilen?
  • 4. Ist da wirklich Weide in Aspirin?
  • 5. Rezept Weidenrindentee
  • 6. Fazit

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In unserer Reihe WALDAPOTHEKE – Die heilende Kraft des Waldes schauen wir in diesem Beitrag speziell auf die Weide. Stimmt es, dass Aspirin-Tabletten Weidenrinde enthalten? Wir werden es herausfinden. 

Fiebersenkend, schmerzlindernd und gegen Rheuma wirkend –  das schon mal vorab. Doch lasst uns vorher kurz ins Thema einsteigen: Was ist die Weide? Was kann die Weide? Was macht die Weide aus? 

1. Was macht die Weide aus?

Die Weide, mit lateinischen Namen Salix, gehört zu den Weidengewächsen und zählt zu den Laubbäumen. Mit Ausnahme von Skandinavien, ist sie auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet. Weiden sind als Pflanzen sehr vielfältig in ihrer Gattung, circa 300-450 Arten werden unterschieden, nur 8 davon sind bei uns in Deutschland heimisch. Klein und schmächtig oder groß und kräftig, je nach Art der Gattung kann eine Weide beides. Mit einer Höhe von 10 bis 30 m kann ein Weidenbaum zwischen 40 und 80 Jahre alt werden. Zudem ist die Weide ein Pionierbaum mit mehrfach-ökologischer Bedeutung: 

So wird der Weidenbaum – dank seiner biegsamen Zweige – als Pflechtmaterial verwendet und auch in der Ingenieurbiologie genutzt. Gut zu erkennen an seinen flauschig-samtigen Kätzchen-Blüten, ist die Weide ein Baum, der vielseitig Verwendung findet.

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INSIGHTS

Zu Ostern in jedem Blumenladen zu finden, sind die Weidenkätzchen – auch Palmkätzchen genannt, da sie an Palmwedel erinnern – eine schöne Dekoration, eine Augenweide sozusagen. Der Osterstrauch in heimischen Wohnzimmern kommt also von der Weide. In China ist die Weide zudem ein Symbol der Fruchtbarkeit und des Frühlings. 

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2. Die Weide – ein Unholz?

Es gab eine Zeit, da wurde die Weide als Unholz betrachtet. Stell dir das vor: Die Weide, ein unbeliebter Baum! Dabei sind Weiden neben Birken und Pappeln Pionierbaumarten. Sie sind die Baumarten, die Freiflächen als Erstes besiedeln. Sie sind daher die Pioniere auf der Fläche! Ob die Fläche durch Waldbrand oder Sturm zerstört wurde oder eine Brachfläche der Landwirtschaft ist, spielt dabei keine Rolle. Die Weide kommt und besiedelt.  

TreePlantingProjects Weide Aspirin

Überall, wo Wald ist, wachsen Waldpionierbaumarten. Was ihnen nachteilig ist, ist das viele Licht, das sie im Vergleich zu anderen Bäume brauchen. Zudem sind sie anderen Baumarten oft unterlegen. Nährstoffarmer, trockener Boden und die Saalweide gedeiht ganz hervorragend, andere Weidenarten mögen es lieber feucht und nass. Die Pioniere unter den Baumarten erzielen kein hohes Alter, ebenso wenig erzielt ihr Holz hohe Preise.

INSIGHTS

Schnell an-samen ist die Eigenschaft, die Pionierbäume ausmacht. Speziell auf Sturmwurf- oder Kahlschlagflächen kommt der Natur diese Charakteristik zugute, denn das leitet die Waldsukzession ein. Die ökologische Bedeutung von Pionierbaumarten bezüglich der Vielfalt sowie der Biodiversität unsere Wälder ist enorm. Mit diesem Wissen lässt sich kristallklar feststellen, dass die Weide eine sehr nützliche Baumart ist.

Ein Gutholz kein Unholz

Die Weide ist absolut kein Unholz. Ganz im Gegenteil: In der Pionierbaumart stecken Naturverjüngungspotentiale, die bei der Aufforsten (LINK) eine essenzielle Rolle spielen und uns von TPP dementsprechend bekannt sind. Kurz gesagt, handelt es sich hierbei um das Stärken der Widerstandskraft von Fichtenwäldern. Denn dank Pionierbaumarten wie der Weide kann sich eine Vorwaldstruktur und somit eine schnellere Wiederbewaldung, nach einer Kalamität einstellen.

INSIGHTS

Kalamität

bezeichnet einen durch Schädlinge, Sturm, Hagel oder Naturkatastrophen hervorgerufenen (schweren) Schaden in der Pflanzenwelt, -kulturen. Du liest vielleicht manchmal Zeilen wie die „Kalamität in den Nutzwäldern“ usw.

Auf die Risiken und Gefahren von Fichtenwald-dominierten Flächen gehen wir diesem Beitrag ein:

    TreePlantingProjects
    Schau gerne für mehr Details in unseren BLOG BEITRAG rein.

    Außerdem wird die Weide in der Industrie als Pflechtmaterial zur Herstellung von Körben und anderes Flechtwerk, als Viehfutter (Blätter), zur Dachdeckung, als Brennholz, genauso wie als Cricketschläger oder Hangbefestigung (Ingenieurbiologie) genutzt. Auch in der Botanik findet sie Verwendung, sei es für Parkanlage oder als Alleebaum, zur Uferbefestigung oder im Kübel, sogar als Bonsai kommt sie zum Einsatz.

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    Fassen wir kurz zusammen: 

    Weiden haben an Wertschätzung gewonnen. Einst Unholz und heute beliebte Waldpionierbaumart. Die Weide als Pionierpflanze ist von Bedeutung für den Waldumbau. Was Waldumbau ist und warum dieser wichtig ist, erzählen wir dir hier.

    INSIGHTS

    Du hast Garten, Wald, Flur – eine Pflanzfläche und möchtest eine Weide pflanzen? Bedenke, ein Weidenbaum braucht Platz. Eine Weide wächst schnell, mit einer massiven Krone und einem stark ausgebildeten Wurzelwerk. Zwanzig Meter Freifläche (Durchmesser) sollten dir zur Verfügung stehen. Dafür ist sie dekorativ, winterhart, sehr pflegeleicht und eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten. Der Blütenstand der Weide – die sogenannten Weidenkätzchen – dient speziell Hummeln und Bienen als Quelle für Nahrung. Mit einer Weide machst du deinen Garten somit insektenfreundlicher.

    Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der die Weide besonders macht, und zwar einen medizinischen.

    3. Lässt sich mit Weide heilen?

    Ja, auch in der Medizin findet die Weide Verwendung. Die Rinde des Weidenbaums – zum Tee aufgebrüht –  enthält viele Gerbstoffe, wirkt fiebersenkend, schmerzlindernd und gegen Rheuma. Die Blätter wirken harntreibend.

    WIRKUNG WEIDENRINDE

    Die Gerbstoffe der Weidenrinde wirken antientzündlich, antioxidativ, schmerzlindernd, fiebersenkend und werden zudem bei Rheuma und Gelenkschmerzen eingesetzt. Dazu bedarf es einer längeren Einnahme. Ein Naturprodukt ist schwächer dosiert als ein herkömmliches Medizinprodukt, dementsprechend ist der Effekt meist auch schwächer.

    Eine Studie von finnischen Forschern zeigt, dass die Teeblättrige Weide sowie die Schwarzweide antiviral auf Sars-CoV-2 und Erkältungsviren wirkt. Das hat die Untersuchung von Heißwasser Extrakten der Weidenrinde ergeben. Eine erhebliche Anzahl – bis zu 90 % – an Lungenzelle blieben vital, wenn sie in dem Weidenrinden-Heißwasserextrakt getränkt wurden.  Die, die keinen Kontakt mit dem Extrakt hatten, starben bis zu 70 % ab. In der Analyse schlussfolgerten die Forscher, dass die Gerbstoffe (Tannine) für den antiviralen Effekt verantwortlich sind. Spannend! Salix phylicifolia & Salix myrsinifolia, um die Helden bei ihrem lateinischen Namen zu nennen.

    WEIDENRINDE WIRKSTOFF

    Salicin ist der bedeutende Bestandteil der Weidenrinde und gleichsam der wirkungsvolle Wirkstoff in Aspirin Tabletten. Dieser wird in Leber und Darm in  Salicylsäure umgewandelt. Dann erst handelt es sich um den aktiven Wirkstoff!

    Der effektive Inhaltsstoff wird vorrangig aus den beiden Arten Silberweide (Salix alba) und Purpurweide (Salix purpurea) gewonnen.

    WEIDE IN DER HEILKUNDE

    Der Grund für die schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung der Weidenrinde ist das Salicin. Darauf wollen wir im nächsten Abschnitt genauer schauen:

    4. Ist da wirklich Weide in Aspirin?

    Im Ursprung: Ja, denn die Weidenrinde diente der Entwicklung der Acetylsalicylsäure (ASS). Die Entdeckung ist in der Heilkunde auch nicht neu, sondern alt, nämlich bereits in der Antike wusste man schon, dass die Rinde der Weide Fieber senkt und Schmerzen lindert. Als dann 1828 das Salicin aus der Rinde isoliert wurde, ließ sich nachweislich ermitteln, dass dieser Heilwirkung hat. Ein Jahrzehnt später haben Chemiker daraus dann zum ersten Mal Salicylsäure hergestellt –  heute eines der bekanntesten Schmerzmittel.

    Natur als Vorlage

    Die natürliche Säure bildetet dann die Grundlage für die künstliche Herstellung von Acetylsalicylsäure (ASS), eingestuft als NSAR, d.h. zur Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika gehörend. Die Rinde wird dennoch bis heute als natürliche Quelle für Arzneimittel genutzt. Abhängig von der Weidenart können bis 11 % Salicylate (Salicin, Salicortin) in der Weiderinde enthalten sein. Es braucht ein Minimum von 1,5 % Salicin, um eine Wirkung aufzuweisen.

    Zudem enthält die Weidenrinde allerhand Gerbstoffe sowie Flavonoide, die gesundheitsförderlich wirken. Eine irländische Studie hat gezeigt, dass diese in der Summe die heilende Wirkung der Extrakte aus der Weidenrinde ausmachen. Luteolin, Catechin, Kämpferol und Apigenin weisen die zuvor genannten antioxidative und antientzündlichen Effekt aus. Aufgrund dieser vielen unterschiedlichen Wirkstoffe in der pflanzlichen Arznei verfügt dieses über eine breiteres Wirkspektrum im Vergleich zum passenden herkömmlichen Schmerzmedikament. 

    FUN FACT
    Salicyl-Verbindungen kommen zudem in Petersilie, Basilikum, Oregano, Dill, Thymian, Dill, Kardamom, Pfefferminze sowie in bestimmten Veilchenarten vor.

    5. Rezept Weidenrindetee

    Nachdem wir euch im letzten Beitrag die Rezeptur des Tannennadeltees verraten haben, gibt es heute das Rezept für den Weidenrindentee. Kleine Randnotiz: Der Tee lässt sich auch im Handel erwerben, das mag für den ein oder anderen einfacher zu handhaben sein, bezogen auf Aufwand und Geschmack.

    Rezept:

    1,5 g Weidenrinde

    250 ml kochendes Wasser

    20min ziehen lassen

    Zubereitung: 

    Du benötigst einen Teelöffel klein geschnittenen Weidenrinde, eine Tasse kochendes Wasser und 20min Zeit. Die Weidenrinde mit dem Wasser übergießen, für 20 min ziehen lassen, vor dem Trinken absieben, den Tee heiß genießen. Wenn du ihn trinkst, weil er wirken soll, dann empfiehlt es sich, mehrmals am Tag eine Tasse zu trinken. 

    Anwendung:

    • Speziell bei Muskelschmerzen und rheumatischen Beschwerden
    • Die Weidenrinde kann ebenso auch als Badezusatz verwendet werden

    6. Fazit

    Fassen wir zusammen: 

    Erst im Darm wird aus dem Wirkstoff der Weidenrinde (Salicin) das aktive Schmerzmittel. Das Salicin ist daher die inaktive Vorstufe der ASS. Der schmerzlindernde Inhaltsstoff ist wirksam bei Rheuma, anfangender Gicht, Gelenkschmerzen und Arthrose. Die Weidenrinde ist nicht nur fiebersenkend, sondern auch antientzündlich und antioxidativ.

    Weidenrinde in Aspirin-Tabletten?

    Der Naturstoff diente der Grundlage für das mittlerweile chemisch hergestellte Medikament. Der Weidenbaum und seine Salicyl-Verbindungen sind das beste Beispiel dafür. Die Antwort ist somit ja und nein. Was heute in der Aspirin-Tablette enthalten ist, ist ein synthetisiertes Präparat und nicht mehr die Weidenrinde selbst.

    Alles in allem sind Weiden eindrucksvolle Bäume, zum einen, weil sie sehr dekorativ sind und zum anderen aufgrund ihrer Vielfältigkeit. Die Weide gehört zu den ökologisch wertvollsten heimischen Holzgewächsen. 

    Du besitzt Wald oder Flur und moechtest Deine Flaeche klimastabil umbauen?

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    Kontakt

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    Martin

    Geschäftsführer bei TPP

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