Agroforstwirtschaft: Mehr Bäume (und Tiere) für den Ackerbau
Wenn es um Bäume und den Klimaschutz geht, denken viele wahrscheinlich zuerst an den Amazonas oder gesunde Mischwälder. Vielleicht kommen dir auch die Funktionen oder die positiven Effekte in den Sinn, die der Wald auf unser Wohlbefinden hat – beispielsweise bei einem ausgedehnten Waldspaziergang oder gar beim Waldbaden.
In diesem Blog-Post nehmen wir dich allerdings mit in die Landwirtschaft, genauer gesagt in die Agroforstwirtschaft. Denn auch da können Bäume und Sträucher, also Gehölze, ihr ganzes Potenzial entfalten und so einen großen Teil zu einer nachhaltigen und sogar ökonomisch erfolgreichen Nutzung der Natur beitragen.
In diesem Beitrag erfährst du alles Wesentliche: Was Agroforstwirtschaft überhaupt ist, welche Vorteile und Herausforderungen es gibt und warum dieses Konzept in Deutschland erst seit kurzem so richtig attraktiv ist.
Definition: Was ist Agroforstwirtschaft?
Hast du schon mal diese hektargroßen Äcker voller Monokulturen gesehen? Okay. Genau das ist Agroforstwirtschaft nicht.
Die Agroforstwirtschaft setzt nicht nur auf einjährige Kulturpflanzen. Vielmehr werden zwei bis drei Komponenten der Landwirtschaft auf einer Fläche bewusst miteinander kombiniert: also Äcker, Gehölze und teilweise sogar Tiere.
Die jeweilige Ausprägungsform kann individuell gestaltet werden. Auf manchen Flächen sind die Bäume zufällig und ihrem natürlichen Wuchs nach angeordnet. Verbreiteter sind allerdings strukturierte Formen, wie zum Beispiel das Alley Cropping: Dafür werden Streifen von Bäumen oder Sträuchern neben meist einjährigen Feldfrüchten angepflanzt. In regelmäßigen Abständen, meist alle drei bis sechs Jahre, können Landwirte dann ihre Bäume beschneiden und die Äste zu Brennholz verarbeiten.
Wichtig ist hierbei vor allem eine gute Planung, damit die Pflanzen genug Raum zum Wachsen haben und keine Konkurrenz um Licht, Nährstoffe oder Wasser entsteht.
Die Vorteile von Agroforstwirtschaft
Sofern die Komponenten von Agroforstsystemen intelligent eingesetzt werden, ergeben sich viele Vorteile für die Natur, das Klima, die Tiere und natürlich auch für uns Menschen:
Schutz vor Erosion
Bäume stellen einen natürlichen Schutz vor Wind- und Wassererosion dar: Auf weiten, ebenerdigen Flächen oder an Hängen können sie die Windgeschwindigkeit um Einiges verringern. Außerdem durchdringen sie den Boden mit ihren Wurzeln und machen ihn dadurch widerstandsfähiger.
Nährstoff-Booster
In einem früheren Blog-Post haben wir schon vom Waldboden geschwärmt: Aus abgestorbenem Laub entsteht fruchtbarer Humus und der wiederum liefert wertvolle Mineralien für einen nährstoffreichen Boden. Darum profitieren nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Landwirte, weil sie im besten Fall weniger düngen müssen.
Klima- und Grundwasserschutz
Jeder Baum bindet CO₂ und ist damit ein Gewinn für den Klimaschutz – deshalb machen sie natürlich auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen Sinn. Darüber hinaus binden Bäume über ihre Wurzeln Schadstoffe vor allem aus tieferliegenden Bodenschichten und bauen diese mithilfe von Organismen ab. Das Ergebnis: niedrigere Nitratwerte und ein höheres Angebot an sauberem Grundwasser.
Biodiversität und natürliche Schattenspender
Agroforstwirtschaft ist ein ganzheitliches Konzept. Durch Bäume, Sträucher oder sogar Blühstreifen entlang der Baumreihen entstehen Lebensräumen für Insekten und andere kleine Tiere wie Frösche, Mäuse oder Hasen. Bei Agroforstsystemen mit Tieren, wie Schafen oder Rindern, dienen die Bäume gleichzeitig auch als natürliche Schattenspender.
Weitere Einkommensquellen und größere Produktpalette
Agroforstwirtschaft macht langfristig betrachtet auch finanziell Sinn: Die unterschiedlichen Komponenten erweitern automatisch die Produktpalette der Landwirte und schaffen dadurch weitere Einkommensquellen. Sie können beispielsweise Geäst in Form von Hackschnitzeln oder Brennholz verkaufen oder Obst von Streuobstwiesen anbieten.
Die Nachteile von Agroforstwirtschaft
Im Unterschied zu einjährigen Kulturen benötigt der Aufbau einer Agroforstwirtschaft vor allem am Anfang viel Budget. Langfristig betrachtet müssen Landwirte außerdem Ressourcen für die Pflege der zusätzlichen Pflanzen schaffen.
Ein weiterer Nachteil ist der Verlust an Flexibilität. Da die Gehölze nur langsam wachsen, binden sich Landwirte über Jahrzehnte hinweg an das Konzept der Agroforstwirtschaft. Das bedeutet auch, dass sie ihre Flächen nicht mehr so flexibel verkaufen oder verpachten können, wie es mit einjährigen Kulturpflanzen der Fall wäre.
Fazit
Auf den ersten Blick bedeutet Agroforstwirtschaft mehr Geld, Arbeit und ziemlich sicher auch Einiges an Herzblut und Überzeugung. Auf lange Sicht aber ist diese Form der Landwirtschaft nicht nur immens nachhaltig und klimafreundlich, sondern kann sich vor allem durch die unterschiedlichen Einkommensquellen auch finanziell lohnen.
Und die gute Nachricht zum Schluss: Seit Januar 2021 wird Agroforstwirtschaft endlich auch in Deutschland gefördert – und das ist doch schon ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung, oder?
Klingt alles super, nur hast du weder eine Landwirtschaft noch einen Wald? Kein Problem, Klimaschutz geht auch im Kleinen! Melde dich auf unserer Plattform an und erfahre direkt, wenn wir wieder eine Aufforstungsaktion organisieren.
Foto von Stefan Widua auf Unsplash
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